
Originaldaten auf dem Markt
Was bereitet Inhabern freier Werkstätten Sorgen für ihre Zukunft? Ob sie bei uns in der Redaktion anrufen oder man mit ihnen auf Veranstaltungen spricht, das Thema Daten im Zusammenhang mit immer komplexeren Reparaturvorgängen rangiert jedenfalls weit vorn. Die Freien waren im Vergleich zu ihren Markenkollegen diesbezüglich ja schon immer im Nachteil. Mit den stark vernetzten und softwarelastigen modernen Fahrzeugen könnte sich dieses Handicap aber nochmals potenzieren, so die Befürchtungen vieler Kfz-Unternehmer ohne Vertragsbindung.
Es gibt aber auch Hoffnung – sie basiert auf den EU-Vorgaben in der GVO und den Euronormen. Diese verpflichten die OEMs, dem freien Markt Originaldaten bereitzustellen. Das ist zwar nicht neu und jeder Kfz-Profi weiß, dass damit das Datenproblem des Aftermarkts nicht ohne Weiteres gelöst ist. Nicht zuletzt – um es diplomatisch auszudrücken –, weil so mancher Autobauer den Zugang nicht gerade kundenfreundlich gestaltet. Doch mittlerweile scheinen einige umzudenken nach dem Motto: Wenn wir schon Daten bereitstellen müssen, warum daraus nicht ein Geschäftsmodell machen und damit aktiv auf den Markt gehen? So bündelt etwa der Volkswagen-Konzern die Vermarktung dynamischer und statischer Daten, um Playern im freien Markt einen zentralen und einfacheren Zugang zu Originalinformationen zu verschaffen (mehr dazu in einer der nächsten Ausgaben).
Allein steht Volkswagen damit nicht. Und sicher werden noch mehr folgen. Denn irgendwann haben „nicht freigeschaltete“ Modelle bei Autofahrern womöglich den Ruf, von freien Werkstätten nicht repariert werden zu können und dass nur der Weg in die teureren Markenbetriebe bleibt. Das kann den Autobauern keinesfalls egal sein. Typische Gebrauchtwagenkäufer würden solche Marken eher meiden. Ich muss allerdings zugeben, dass dieser Gedanke auch von Wunschdenken getrieben ist.
Klar jedenfalls ist, dass durch Angebote wie vom VW-Konzern der Ball im Feld der Teilegroßhändler, der Werkstattkonzeptzentralen, Diagnosegerätehersteller und Anbieter von Reparatur- und Wartungsdaten liegt. Sie müssen sich fragen: Was können wir für unsere Werkstattpartner noch tun, damit sie schneller und einfacher als bisher an Originaldaten kommen? Zur Wahrheit gehört dann aber auch: Daten kosten und freie Kfz-Betriebe müssen bereit sein, (mehr) Geld dafür auszugeben.