
Für und Wider zur jährlichen HU
Geht es nach dem Willen der EU-Kommission, sollen über zehn Jahre alte Autos in Zukunft jedes Jahr zur HU. Beschlossen ist das jedoch nicht. Vielmehr handelt es sich um einen von mehreren Vorschlägen, die Verkehrssicherheit zu steigern und Emissionen betagter Fahrzeuge engmaschiger zu kontrollieren. Der ZDK als Vertreter des Kfz-Gewerbes hält davon nichts. Doch ist es wirklich abwegig, ältere Autos jährlich zur Haupt- und Abgasuntersuchung zu bitten?
Ich denke, bei den seit Jahren ziemlich langlebigen Erstausrüsterkomponenten müssen die zehn, elf, zwölf, 13-jährigen Autos sicher nicht alle 12 Monate „vorgefahren“ werden. Zumal Prüfingenieure ihre Kundschaft über Bauteile informieren, die eine beginnende Altersschwäche zeigen, aber noch gut genug zum Bestehen der aktuellen HU sind. Wird die Abnahme in einer Werkstatt gemacht, hat diese so etwas eh im Blick. Demnach schießt die EU-Kommission übers Ziel hinaus.
Gleichzeitig finde ich es aber durchaus legitim, über mehr Überwachung alter Autos nachzudenken. Doch würde ich dies eher ab 14 oder 15 Jahren ansetzen. Dafür gäbe es tatsächlich gute Gründe: Erstens nimmt das Alter von Fahrzeugen europaweit eher zu. Und zweitens weiß jeder Kfz-Fachmann, dass gerade Kunden mit solch alten Autos oft nur noch in die Werkstätten kommen, wenn es schon Probleme gibt – keinesfalls aber für eine vorbeugende Inspektion, bei der (verkehrssicherheits-)technische Mängel festgestellt werden könnten.
In diesem Punkt stimme ich ZDK-Vizepräsident Detlef Peter Grün seiner Argumentation gegen die jährliche HU alter Autos nicht zu. Er verweist nämlich auf die hierzulande übliche jährliche Fahrzeuginspektion und meint, dass diese zur Verkehrssicherheit der Fahrzeuge beiträgt. Seine Schlussfolgerung, pauschale Altersregelungen hätten demnach keinen Mehrwert, untermauert er damit, dass „Unfälle kaum noch durch technische Mängel verursacht“ würden. Unfallanalytiker sehen das durchaus differenzierter, weil technische Mängel als (Mit-)Verursacher selten untersucht werden und deshalb oft unentdeckt bleiben.
Aber rechtfertigen solche Aussagen und Annahmen über Dunkelziffern eine HU ab zehn Jahren? Denn immerhin würden die zusätzlichen HU-Kosten das Autofahren nochmals verteuern. Ich meine das ist ein Punkt, der selbst mit Verweis auf Sicherheit und Umweltschutz nicht einfach abgeräumt werden darf.